Warum Co-Leadership? 5 Gründe, warum Führungskräfte Macht teilen

1. Was steckt hinter dem Co-Leadership-Trend?

Co-Leadership, auch als Führung im Tandem oder geteilte Führung bekannt, gewinnt zunehmend an Aufmerksamkeit in Unternehmen aller Branchen. Während sich die Arbeitswelt rasant verändert und die Anforderungen an Führungskräfte steigen, werden flexible Führungsmodelle und geteilte Verantwortung zu einem wertvollen Werkzeug moderner Organisationen. Unternehmen, die Innovationen fördern und Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance legen, setzen immer häufiger auf Co-Leadership-Modelle.

Warum aber wählen immer mehr Unternehmen und Führungskräfte Co-Leadership? Der Wandel hin zu flexiblen Arbeitszeitmodellen, die Vielzahl an neuen Lebensentwürfen sowie die wachsende Komplexität von Führungsaufgaben machen es attraktiv, Verantwortung zu teilen und gemeinsam zu wachsen. Außerdem sorgt der Wertewandel - weg vom Einzelkämpfertum hin zur Zusammenarbeit - für eine neue Sicht auf Führung. Dabei stehen nicht nur der wirtschaftliche Erfolg, sondern auch das Wohlbefinden und die Entwicklung aller Beteiligten im Mittelpunkt.

Als HR-Experten und Berater bei Junghans Consulting erleben wir täglich, wie Unternehmen und Führungskräfte mithilfe von Co-Leadership, geteilte Führung und anderen Jobsharing Führungsmodellen neue Wege beschreiten. Diese Modelle sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern werden zum echten Erfolgsfaktor für die Zukunftsfähigkeit moderner Unternehmen.

Im weiteren Verlauf dieses Artikels zeigen wir anhand eines Praxisbeispiels, wie Co-Leadership gezielt im Rahmen einer erfolgreichen Nachfolgeplanung und Wissenstransfers eingesetzt werden kann- insbesondere, wenn eine erfahrene Führungskraft sich schrittweise auf den Ruhestand vorbereitet.


2. Die Macht der intrinsischen Motivation

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Co-Leadership und flexible Führungsmodelle ist die intrinsische Motivation der Beteiligten. Der Schlüssel liegt darin, dass nicht äußere Anreize oder Trends den Ausschlag geben, sondern die Überzeugung und das authentische Interesse an geteiltem Leadership. Wer Co-Leadership, Tandemführung  oder geteilte Führung Erfolgreich gestalten möchte, startet mit einer ehrlichen Selbstreflexion: Bin ich bereit, Macht abzugeben und mit einer anderen Person wirklich auf Augenhöhe zu agieren?

Bevor Sie sich auf die Suche nach einem Tandempartner machen oder eine Bewerbung im Jobsharing-Prozess starten, ist eine intensive Selbstreflexion notwendig. Nutzen Sie gezielte Fragen zur Selbstreflexion, um Ihre Motivation für Co-Leadership zu klären. Zum Beispiel: 

  • Welche Werte sind mir in der Führung wichtig?

  • Warum ist flexible Führungsmodelle für mich interessant?

  • Bin ich bereit, Konflikte offen und konstruktiv zu lösen?

  • Teile ich gerne Wissen, und kann ich auch andere Perspektiven akzeptieren?

  • Was ist meine langfristige Vision als Führungskraft?


Diese Fragen sind essenziell, denn Co-Leadership ist kein Selbstläufer. Gerade in den ersten sechs Monaten der Zusammenarbeit treten oft Herausforderungen auf, die nur mit einer klaren inneren Haltung gemeistert werden können. Die eigene Motivation wird zum Kompass, der Orientierung gibt, wenn es schwierig wird.

Fallbeispiel: Introspektive als Erfolgsgarant

Nehmen wir das Beispiel einer erfahrenen Führungskraft in einem Großunternehmen, die in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen möchte. Statt einen abrupten Wechsel herbeizuführen, entschied sie sich bewusst für eine Tandemlösung mit einer jüngeren Kollegin. Vor dem Start des Co-Leadership-Modells reflektierte die Senior Leaderin ihre eigenen Werte, Stärken und Erwartungen an das Tandem. Diese Klarheit half beiden, transparente Prioritäten zu setzen und gemeinsam eine nachhaltige Nachfolge aufzubauen. 

3. Fünf typische Gründe, warum Führungskräfte Co-Leadership wählen

1. Work-Life-Balance: Elternschaft, Pflege & neue Lebensphasen

Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben steht für viele Führungskräfte ganz oben auf der Wunschliste. Eltern, Pflegende oder Menschen in veränderten Lebenssituationen finden im Co-Leadership und im geteilten Führung Modell die Chance, berufliche Verantwortung aufrechtzuerhalten und Flexibilität im Alltag zu gewinnen.


Praktischer Tipp: Sprechen Sie frühzeitig mit Ihrem Arbeitgeber über Ihre Wünsche. Viele Unternehmen bieten bereits interne Netzwerke für geteilte Führung oder fördern Tandem-Modelle. Ein Beispiel: In einem Technologieunternehmen führte ein Co-Leadership-Modell in der Entwicklungsabteilung dazu, dass zwei erfahrene Elternteile sich die Leitungsfunktion teilten - mit durchgehend exzellenter Projektperformance und gesteigerter Zufriedenheit im Team.


Case Study: In unserem Fallbeispiel lag die lebensverändernde Situation im bevorstehenden Ruhestand einer erfahrenen Führungskraft. Im letzten Karrierejahr führte sie ihren Verantwortungsbereich gemeinsam mit einer neuen Kollegin im Führungs-Tandem. Durch die enge, transparente Zusammenarbeit - gestützt von strukturierten digitalen Tools zur Aufgaben- und Zieldokumentation - gelang ein reibungsloser Wissenstransfer. Die Nachfolgerin konnte praxisnah alle Abläufe und Kontakte übernehmen, während die Senior Leaderin schrittweise aus dem Tagesgeschäft ausstieg. Dieses Modell erwies sich als besonders wertvoll für eine nachhaltige Nachfolge, exzellentes Wissensmanagement und die Entwicklung der neuen Führungskraft.



2. Wunsch nach Flexibilität: Teilruhestand, Teilzeitambitionen und Lebensmodelle

Co-Leadership ist nicht nur für junge Familien ein Gewinn. Auch Mitarbeiter:innen am Karriere-Ende profitieren vom Tandem-Prinzip. Durch flexible Führungsmodelle lässt sich das Arbeitsvolumen schrittweise reduzieren, ohne den vollständigen Ausstieg zu riskieren. Dies ist besonders für Fach- und Führungskräfte wertvoll, die ihre Expertise weitergeben möchten, aber weniger Stunden arbeiten wollen.


Konkretes Beispiel: In einer Beratungsgesellschaft ging ein Senior Partner in den Teilruhestand, indem er seine Rolle mit einer jüngeren Kollegin teilte. So wurde Wissen nachhaltig weitergegeben und der Übergang reibungslos gestaltet. Flexible Führungsmodelle ermöglichen individuelle Lebenswege, ohne dass das Unternehmen auf Kompetenz oder Erfahrung verzichten muss.

Praktischer Tipp: Prüfen Sie interne und externe Jobbörsen wie JobTwins oder TWISE; dort finden Sie explizit Stellenausschreibungen für Co-Leadership.


3. Legacy & Mentoring - Wissen weitergeben, Nachwuchs stärken

Erfahrene Führungskräfte stehen oft vor der Frage: Wie kann ich mein Wissen sinnvoll weitergeben? Co-Leadership und Führung im Tandem bieten dafür einen professionellen Rahmen. Tandem-Partner:innen können voneinander lernen, neue Perspektiven einbringen und die Unternehmenskultur stärken. Die nachhaltige Wissenssicherung ist gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ein unschätzbarer Vorteil.

Beispiel: In einem mittelständischen Unternehmen bildete ein erfahrenes Geschäftsleitungsmitglied gemeinsam mit einem aufstrebenden Talent ein Co-Leadership Tandem. Der „Junior Partner“ profitierte vom tiefen Know-how des Seniors, während dieser schrittweise Verantwortung abgab und neue Freiräume gewann.

Praktischer Tipp: Vereinbaren Sie regelmäßige Mentoring-Sessions im Tandem und halten Sie Entwicklungsschritte fest. Nutzen Sie gemeinsame Bewerbungsunterlagen und klare Regelwerke für Aufgabenaufteilung, um Professionalität zu gewährleisten.


4. Burnout vermeiden - Verantwortung teilen und Resilienz stärken

Führung bedeutet oft hohen Druck. Wer diese Last dauerhaft allein trägt, riskiert Erschöpfung und Überforderung. Geteilte Führung und Co-Leadership Modelle können das Risiko minimieren, da Herausforderungen, Belastungsspitzen und Konflikte gemeinsam gelöst werden.

Konkretes Beispiel: In einer Marketingabteilung eines großen Mittelständlers wurde ein Tandem etabliert, nachdem die Abteilungsleitung an Burnout erkrankt war. Seit der Einführung dieses Modells sind die Krankheitstage spürbar zurückgegangen, während sowohl die Arbeitszufriedenheit als auch die Team-Performance deutlich zugenommen haben.

Praktischer Tipp: Legen Sie Transparenz im Arbeitsmodell, klare Kommunikationswege und Vertretungsregeln fest! Die Checkliste für geteilte Führung sollte immer enthalten: Erreichbarkeit, Prozessabläufe, Regeln für Meetings und gemeinsame Werte.


5. Innovative Unternehmenskultur - Zusammenarbeit als Wettbewerbsvorteil

In einem sich ständig wandelnden Marktumfeld setzen viele erfolgreiche Unternehmen auf innovative und agile Arbeitsmethoden. Führung im Tandem und flexible Führungsmodelle fördern Zusammenarbeit, Diversität und Kreativität im Management. Co-Leadership erlaubt eine größere Vielfalt an Perspektiven und besseren Zugang zu Talenten.

Praxisbeispiel: Ein schnell wachsendes Digitalunternehmen suchte nach neuen Wegen, um die Führungskompetenz im agilen Entwicklungsteam zu stärken. Mit geteilte Führung konnte das Unternehmen das Produkt-Backlog effizienter priorisieren; Meetings wurden produktiver, die Innovationsrate stieg messbar.


Praktischer Rat: Unternehmen sollten interne Communities für Leadership-Tandems schaffen, regelmäßige Retrospektiven einführen und flexibles Feedback ermöglichen, um das Potenzial von Co-Leadership voll auszuschöpfen.


4. Was alle Gründe gemeinsam haben: Ein veränderter Mindset

Egal, aus welchem Grund Führungskräfte Co-Leadership und flexible Führungsmodelle wählen - der entscheidende Erfolgsfaktor bleibt der innere Wandel. Der Schritt zur geteilten Macht und Verantwortung setzt die Bereitschaft voraus, Vertrauen aufzubauen und Konflikte produktiv zu tragen. Es genügt nicht, Aufgaben aufzuteilen; vielmehr erfordert Co-Leadership ein ständiges Arbeiten an der Beziehung, Klarheit im Rollenverständnis und Mut, eingefahrene Muster loszulassen. 

Praktische Hinweise für die erfolgreiche Transformation:

  • Erarbeiten Sie gemeinsam im Tandem ein Operating Model: Welche Werte teilen Sie? Wie gestalten Sie Entscheidungsfindung?

  • Definieren Sie Ihre Kommunikationswege und Zeiten.

  • Halten Sie die Rahmenbedingungen schriftlich fest - insbesondere das Arbeitszeitmodell, Regelungen für Vertretung und Entscheidungsprozesse.

  • Setzen Sie auf regelmäßige Feedbackgespräche und Bereitschaft zur Weiterentwicklung des Modells.

Die Erfahrung zeigt: Je klarer die Basis gestaltet ist, desto erfolgreicher und zufriedenstellender verläuft die Zusammenarbeit im Co-Leadership-Modell.

Dabei ist es hilfreich, sich von erfahrenen Co-Leadership-Profis begleiten zu lassen, die bei der Einführung und Umsetzung unterstützen - etwa durch Beratung, Moderation und gezielte Impulse. Junghans Consulting bietet hier wertvolle Orientierung und praxisnahe Begleitung.


5. Ist Co-Leadership Ihr nächster Schritt?

Co-Leadership und flexible Führungsmodelle eröffnen neue Karrierewege für Führungskräfte, die Zusammenarbeit schätzen, intrinsisch motiviert sind und modernes Leadership ernst nehmen. Es ist jedoch essenziell, die Entscheidung gut vorzubereiten, Beweggründe zu klären und Strukturen zu schaffen, die den Erfolg sichern.

Selbstreflexion als Startpunkt: Fragen Sie sich: „Passt Co-Leadership wirklich zu meiner Lebenssituation, meinen Fähigkeiten und meinen Zielen?“ Suchen Sie aktiv nach Netzwerken oder sprechen Sie mit HR über Ihre Ambitionen. Nutzen Sie Plattformen, Jobbörsen und Communities für geteilte Führung, um passende Partner zu finden. Erarbeiten Sie im Vorfeld gemeinsame Bewerbungsunterlagen und organisieren Sie Probeläufe, damit alle Beteiligten wissen, wie Entscheidungsfindung, Aufgabenteilung und Kommunikation gestaltet werden.

Junghans Consulting begleitet Sie dabei mit langjähriger Erfahrung und maßgeschneiderten Lösungen - von der ersten Orientierung bis zur erfolgreichen Umsetzung Ihres individuellen Co-Leadership-Modells.


Bleiben Sie neugierig und offen für neue Wege - vielleicht ist Co-Leadership genau die Antwort auf die Herausforderungen Ihrer nächsten Karrierestufe. Nutzen Sie die Chance, Führung neu zu denken - für sich selbst, Ihr Team und die Zukunft Ihres Unternehmens. 

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Co-Leadership erklärt: Definition, Abgrenzung & Praxisbeispiele

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Co-Leadership vs. Traditional Leadership – What are the differences?