Was ist Co-Leadership und was ist es nicht?

Einleitung

Die Arbeitswelt verändert sich rasant. Themen wie Digitalisierung, Globalisierung und der Wunsch nach einer besseren Work-Life-Balance erfordern neue Führungsansätze. Hier kommt Co-Leadership ins Spiel. Dieses Modell bietet Antworten auf die Herausforderungen moderner Arbeitsumgebungen und unterstützt sowohl Unternehmen als auch Mitarbeitende dabei, flexibler, produktiver und zufriedener zu sein.

Warum ist Co-Leadership so relevant? Im Gegensatz zu traditionellen hierarchischen Führungsstrukturen setzt es auf innovative Zusammenarbeit und geteilte Verantwortung. Unternehmen können dadurch nicht nur attraktiver für Fach- und Führungskräfte werden, sondern auch ihre Resilienz sowie ihre Fähigkeit, auf komplexe Marktanforderungen zu reagieren, deutlich erhöhen. Doch was genau ist Co-Leadership, und worin unterscheidet es sich von anderen Modellen wie dem Jobsharing? Antworten darauf und mehr finden Sie in diesem Beitrag.

1. Definition: Was ist Co-Leadership?

Co-Leadership bezeichnet ein Führungsmodell, bei dem sich zwei gleichberechtigte Führungskräfte eine Position teilen. Im Gegensatz zur Einzelverantwortung stehen hier Zusammenarbeit und geteilte Führung im Vordergrund.  

Dieses Konzept entwickelt sich zunehmend auch in anderen Ländern, da es die Vorteile von Diversität, Flexibilität und kollektiver Verantwortung vereint. Ein zentraler Unterschied zu klassischen Führungsmodellen ist die gemeinsame Entscheidungsfindung, die es ermöglicht, komplexe Herausforderungen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.

Co-Leadership wird häufig mit einem Shared Leadership der Jobsharing verwechselt. Während das Shared Leadership sich meist auf die Aufteilung einer Position auf mehrere Personen bezieht, geht Co-Leadership weit über das Teilen von Aufgaben hinaus. Es setzt voraus, dass die Tandempartner:innen als Einheit agieren und gemeinsam als Führungskraft wahrgenommen werden. Geteilte Führung bedeutet eben nicht, Führungsaufgaben einfach aufzuteilen, sondern sie strategisch zusammen zu gestalten.

2. Die zentralen Prinzipien des Co-Leadership

Damit Co-Leadership funktioniert, sind einige Grundprinzipien entscheidend.

Gemeinsame Verantwortung und Entscheidungsfindung
Im Mittelpunkt von Co-Leadership steht die geteilte Verantwortung. Entscheidungen werden gemeinsam getroffen, wodurch Risiken besser abgewogen und Chancen effizienter genutzt werden können. Diese Zusammenarbeit ist besonders wertvoll in komplexen Situationen, in denen unterschiedliche Perspektiven gefragt sind.

Vertrauen und offene Kommunikation
Eine gelungene geteilte Führung basiert auf starkem Vertrauen zwischen den Partner:innen. Beide müssen bereit sein, offen und transparent zu kommunizieren, Konflikte direkt anzusprechen und gemeinsam Lösungen zu finden.

Klare Rollenverteilung und Kompetenzbereiche
Um Missverständnisse zu vermeiden, müssen die Rollen und Aufgaben klar definiert sein. Während einige Entscheidungen gemeinsam getroffen werden, können andere Bereiche eigenverantwortlich delegiert werden. Diese Aufteilung der Kompetenzen ist ein wesentlicher Bestandteil von Co-Leadership und macht das Modell effizient und praktisch umsetzbar.

3. Vorteile von Co-Leadership für Unternehmen und Teams

Co-Leadership bringt zahlreiche Vorteile für Mitarbeitende und Unternehmen mit sich.

Vorteile für Individuen

Für Mitarbeiter:innen, die an einem Job Sharing oder Co-Leadership-Modell teilnehmen, eröffnen sich vielseitige Chancen:

  • Maximale Flexibilität bei der Gestaltung von Arbeitszeit und Arbeitsmodellen.

  • Schnelle persönliche Weiterentwicklung, da Partner:innen motiviert werden, voneinander zu lernen und gemeinsame Herausforderungen zu meistern.

  • Eine bessere Work-Life-Balance, die es ermöglicht, Familie, Nebenberufe oder ehrenamtliche Tätigkeiten auszuüben.

  • Geteilte Lasten: Verantwortung wird gemeinsam getragen, was die Belastung einzelner Führungskräfte verringert. Besonders schwierige Entscheidungen müssen nicht allein getroffen werden.

  • Gemeinsame Reflexion und Mentoring: Tandems profitieren vom gegenseitigen Feedback, regelmäßigen Austausch und einer kontinuierlichen Unterstützung, die Stress reduziert und die Resilienz steigert.

Vorteile für Unternehmen

Auch aus Sicht von Organisationen bietet Co-Leadership zahlreiche Vorteile, die langfristig zur Wertsteigerung beitragen:

Erhöhte Resilienz bei Ausfällen: Da zwei Führungskräfte eine Position besetzen, fallen Unplanmäßigkeiten wie Krankheit, Urlaub oder andere Abwesenheiten weniger schwer ins Gewicht. Verantwortlichkeiten bleiben abgedeckt, und das Tagesgeschäft kann ohne Beeinträchtigung weiterlaufen.

  • Breiteres Kompetenzportfolio für komplexe Aufgaben: Zwei Personen bringen unterschiedliche Perspektiven, Fachkenntnisse und Stärken ein. Diese Vielfalt ermöglicht es, komplexe Herausforderungen besser anzugehen und eine höhere Qualität in der Führung zu gewährleisten.

  • Flexibles Arbeitsmodell zur Mitarbeiterbindung: Insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels zieht ein Modell wie Co-Leadership qualifizierte Talente an, die an flexiblen oder reduzierten Arbeitszeiten interessiert sind. Eltern, ältere Mitarbeitende oder Personen in Pflegeverantwortung können so leichter integriert werden.

  • Führung wird wieder attraktiver: Viele Fachkräfte scheuen eine alleinige Führungsverantwortung aufgrund des hohen Drucks und der Verantwortung. Co-Leadership senkt diese Hürde und gibt der Rolle eine neue Attraktivität, was zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit und langfristigen Bindung führt.

  • Effizienter Wissenstransfer: Da Tandempartner:innen ständig im Austausch stehen, findet automatisch ein Wissenstransfer statt. Dieser verbessert nicht nur die Qualität der Arbeit, sondern gewährleistet auch eine bessere Übergabe, falls eine der Personen das Unternehmen verlässt.

  • Höhere Stabilität und Zufriedenheit durch bessere Führung: Dank präsenter Ansprechpartner:innen und einer besser koordinierten Führung fühlen sich Teams verstärkt unterstützt. Diese höhere Zufriedenheit steigert das Engagement und senkt die Fluktuation innerhalb der Organisation.

Co-Leadership fördert zudem eine moderne Unternehmenskultur, die Wert auf Empathie, Diversität und Agilität legt. Teams profitieren von präsenteren Ansprechpersonen, während Führungskräfte ihre Kompetenzen stärken und vielfältiger einsetzen können.

4. Herausforderungen und mögliche Risiken von Co-Leadership

Wie jedes Modell hat auch Co-Leadership seine Herausforderungen. Eine erfolgreiche Umsetzung setzt eine klare Struktur und eine vertrauensvolle Unternehmenskultur voraus.

Notwendigkeit klarer Prozesse und Strukturen
Die gemeinsame Verantwortung erfordert ein hohes Maß an Abstimmung. Es müssen klare Vereinbarungen getroffen werden, wer welche Entscheidungen trifft und wie die Kommunikation organisiert ist.

Akzeptanz und Unternehmenskultur
Nicht jedes Unternehmen ist bereit für geteilte Führung. Widerstände können entstehen, wenn die Vorteile des Modells nicht klar kommuniziert werden oder die Zusammenarbeit skeptisch betrachtet wird.

Typische Stolpersteine vermeiden
Unklare Rollenverteilungen und mangelnde Kommunikation können Konflikte hervorrufen. Best Practices wie regelmäßige Feedbackgespräche, klare Verantwortungsbereiche und eine transparente Kommunikation können dazu beitragen, diese Risiken zu minimieren.

5. Was Co-Leadership nicht ist

Co-Leadership wird oft missverstanden. Hier sind einige wichtige Klarstellungen, um zu zeigen, was das Modell nicht darstellt:

Kein simples Job splitting

Im Unterschied zum Job splitting erfordert Co-Leadership eine enge Abstimmung und gemeinsame Verantwortung. Beide Partner:innen treten als Einheit auf und gestalten Führungsaufgaben strategisch zusammen.

Kein Modell für jede Organisation

Nicht jede Unternehmenskultur ist für geteilte Führung geeignet. Unternehmen mit starren Hierarchien oder unflexiblen Strukturen können Schwierigkeiten haben, das Modell erfolgreich umzusetzen. Eine offene Haltung und klare Prozesse sind zwingend notwendig.

Keine Option für Einzelkämpfer:innen

Co-Leadership basiert auf Teamarbeit, Vertrauen und Kommunikation. Wer nicht bereit ist, Verantwortung zu teilen oder sich regelmäßig abzustimmen, wird in diesem Modell scheitern.

Keine Doppelarbeit

Effiziente geteilte Führung bedeutet klare Rollenverteilung. Aufgaben werden nicht doppelt erledigt, sondern sinnvoll zwischen den Co-Leader:innen aufgeteilt, um Ressourcen optimal zu nutzen.

Keine spontane Lösung

Die Einführung von Co-Leadership erfordert gründliche Vorbereitung, insbesondere bezüglich Rollenverteilung, Werte

6. Erfolgsfaktoren für funktionierendes Co-Leadership

Damit Co-Leadership erfolgreich funktioniert, sind folgende Faktoren entscheidend:

  • Passende Paarung: Die Persönlichkeit und Kompetenzen der Co-Leader:innen müssen harmonieren.

  • Gemeinsame Werte: Eine ähnliche Vision und Wertehaltung sind die Basis für eine gelungene Zusammenarbeit.

  • Effiziente Kommunikation: Regelmäßige Abstimmungen und einheitliche Botschaften bieten Klarheit für Teams und Unternehmensführung.

Flexibilität: Beide Partner:innen müssen bereit sein, sich an neue Bedingungen anzupassen und Lösungen gemeinsam zu entwickeln.

Fazit

Co-Leadership ist eine fortschrittliche und effektive Methode, die den Anforderungen der modernen Arbeitswelt gerecht wird. Durch geteilte Verantwortung, innovative Zusammenarbeit und eine klare Struktur bietet es Vorteile für Einzelpersonen und Unternehmen gleichermaßen. Gleichzeitig setzt das Modell eine vertrauensvolle Kommunikation, klare Rolle und eine unterstützende Unternehmenskultur voraus.

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New Leadership: Welche Kompetenzen moderne Führungskräfte wirklich brauchen

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Co-Leadership vs. klassische Führung – Was sind die Unterschiede?